Donnerstag, 27. Februar 2014

Regen

(Selma Meerbaum-Eisinger)

 Mai 1940


Du gehst und der Asphalt ist plötzlich nass
und plötzlich ist das Grün der Bäume neu
und ein Geruch wie von ganz frischem Heu
schlägt dir in dein Gesicht, das heiß und nass
auf diesen Regen wohl gewartet hat.

Die Gräber, welche staubig, müd und matt
sich bis zur Erde haben hingebeugt,
sehen beglückt die Schwalbe, welche nahe fleugt
und scheinen plötzlich stolz zu sein.

Du aber gehst, gehst einsam und allein
und weißt nicht, sollst du lachen oder weinen.
Und hier und da sind Sonnenstrahlen welche scheinen,
als ginge sie der Regen gar nichts an.

Keine Kommentare: