Mittwoch, 8. Mai 2024

Abendstern


Abendstern, 
deutlich scheinst du mir,
auf dass ich den Weg finde,
der mich durch das Dunkel
wieder führt zum Licht.
Bitte öffne deine Pforten
und ebne mir den Weg,
denn er ist voller Fallen
und ich gehe ins Ungewisse.
Mich hungert und dürstet
und die Müdigkeit liegt schwer
auf meinen Schultern.

Schon setz ich mich zur Rast
und nur die Hoffnung
lässt mich widerstehen
und gibt mir die Kraft durchzuhalten
bis ans Ende meiner Reise.

Die Nacht ist kühl,
doch mir bleibt keine Zeit,
denn es wird schon bald
die Sonne erscheinen
und mit ihrem Auferstehen
wirst du nicht mehr sein
was ich begehre,
denn vielleicht wird der Morgenstern
die Pforten schließen
und es gibt kein zurück.

So mache ich mich auf den Weg,
folge deiner Stimme,
die mich leitet
und mir die Angst nimmt.
Doch folgt mir die Ungewissheit,
Schritt für Schritt,
beobachtet all mein Tun
und wartet auf einen Fehltritt,
um meinen strauchelnden Fuß zu packen
und zu verspeisen.

Ich kläre meinen Geist
und lasse ihn den köstlichen Saft
der Liebe kosten.
Er durchfließt meinen Körper
und lässt ihn verschmelzen
mit dem Ich meiner Seele.

Vereinigt im Geiste
vermag er die nagenden Ratten
des Zweifels 
zu ertränken.
Aber unaufhaltsam
legt das Dunkel sich auf mein Haupt
und nimmt mir all den Frohsinn,
der noch in mir existierte,
und hinterlässt eine Kälte,
die mich zu erfrieren droht
und hinterlässt eine Hitze,
die mich zu verbrennen droht
und hinterlässt eine Leere,
die nicht weichen will.

(c) Lars Kobbe


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