Denn die Thesen, die einst an eine Kirchentür genagelt wurden, leben weiter – in uns, in unserer Suche nach Wahrheit, Freiheit und Liebe.
In dieser Reihe möchte ich ausgewählte Gedanken in moderner Form zeigen – nicht als kirchengeschichtliche Dokumente, nicht wortwörtlich in der Sprache der damaligen Zeit widergegeben, sondern als Spiegel innerer Erneuerung.
Heute beginnen wir mit einem Gedanken, der uns daran erinnert, was Luther einst bewegte:
„Wo Menschen Macht über Glauben ausüben, da schweigt oft die Liebe.“
Manchmal beginnt das Schweigen der Liebe ganz unscheinbar.
Mit dem Gefühl, man müsse den anderen „auf den rechten Weg bringen“.
Mit der Überzeugung, man wisse, was Gott will – und was nicht.
Doch in dem Moment, in dem Glaube zur Waffe oder zur Vorschrift wird, verliert er sein Herz.
Martin Luther selbst stellte sich gegen ein System, das Macht über Seelen beanspruchte.
Er erinnerte in seinen Thesen daran, dass kein Mensch Gnade verkaufen, keine Institution Erlösung verteilen kann.
Denn dort, wo Liebe wirkt, braucht es keine Kontrolle.
Wahrer Glaube lässt frei.
Er urteilt nicht, er verwandelt.
Er führt nicht durch Zwang, sondern durch Vertrauen.
Und vielleicht ist das die größte Reformation, die wir auch heute noch wagen können:
den Glauben nicht als Machtinstrument zu gebrauchen, sondern als Weg der Liebe.
