Viele freuen sich darauf – verkleiden sich, schmücken ihre Häuser, lachen über Gespenster und Hexen, die ja „nur Spaß“ sind. Doch manchmal frage ich mich: Warum fühlt sich diese Nacht so anders an als andere Feste? Halloween sagt: Mach dich lustig über das Böse, dann verliert es seine Macht. Aber was, wenn es genau andersherum ist? Was, wenn das Böse sich am meisten freut, wenn wir aufhören, es ernst zu nehmen?
Es ist, als würde man für einen Moment vergessen, dass Licht und Dunkelheit nicht dasselbe sind: Wo Licht ist, muss die Dunkelheit weichen; wo Dunkelheit ist, gibt es kein Licht.
Ich mag keine Angst. Nicht, weil ich sie verurteile – Angst ist menschlich. Aber ich mag nicht, wenn Angst zur Unterhaltung wird. Wenn das Dunkle verherrlicht wird, nur weil man den Schrecken „witzig“ verpackt. Etwas in mir sträubt sich dagegen, die Nacht zu feiern, in der Menschen mit Fratzenmasken umherziehen, als wäre das Böse nur eine harmlose Kulisse.
Ich glaube, dass wir oft vergessen, dass Licht und Finsternis, hell und dunkel einander ausschließen – wo das Licht ist, kann die Dunkelheit nicht sein.
Und genau deshalb feiern wir kein Halloween. Nicht, weil wir „Spaßverderber“ sind oder anderen den Abend nicht gönnen. Sondern weil wir unser Herz lieber mit dem füllen, was Licht bringt. Mit Dankbarkeit, mit Frieden, mit kleinen Momenten echter Freude, mit Hoffnung, mit Gedanken, die aufbauen, statt zu erschrecken, mit Momenten, die uns daran erinnern, wer wir wirklich sind.
Denn während vielerorts Skelette, Gespenster und künstlicher Nebel die Nacht bestimmen, erinnert uns derselbe Tag an etwas ganz anderes: den Reformationstag.
Ein Tag, an dem ein einzelner Mensch den Mut hatte, aufzustehen – gegen Angst, gegen Unwahrheit, gegen die Finsternis seiner Zeit. Martin Luther schlug seine Thesen nicht, um zu spalten, sondern um das Licht wieder sichtbar zu machen: das Licht der Freiheit, der Gnade und der Wahrheit.
Vielleicht ist das der eigentliche Gegensatz zu Halloween:
Nicht Furcht, sondern Vertrauen.
Nicht Masken, sondern Mut.
Nicht Dunkelheit, sondern Licht.
Es gibt genug Dunkelheit in dieser Welt, die keiner Einladung bedarf. Warum also einen Tag feiern, der sie noch größer macht?
Ich denke oft an diesen einfachen Satz:
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Bibel: Römer 12,21)
Das klingt vielleicht altmodisch, aber für mich ist es tröstlich. Es erinnert mich daran, dass man das Böse nicht mit Gruseligem überwindet. Es erinnert mich daran, dass man nicht kämpfen muss, um Licht zu sein – man muss nur leuchten.
Und vielleicht, ganz vielleicht, ist das eines der schönsten Feste von allen: Eines, das nicht die Dunkelheit feiert, sondern das Licht – das Licht der Wahrheit, das damals mit der Reformation neu entzündet wurde und bis heute leuchtet.
Und an diesem besonderen Tag werden wir viele Lichter anzünden, nicht in Kürbissen, sondern in unseren Herzen und in unserem Zuhause, um sichtbar zu machen, woran wir glauben: an Hoffnung, Wahrheit und das Licht, das niemals erlischt.
