Dieser Satz ist kraftvoll. Er stammt ursprünglich aus dem Johannesevangelium und hat über Jahrhunderte hinweg nichts von seiner Bedeutung verloren. Doch was genau ist mit dieser Wahrheit gemeint? Und wovon befreit sie uns?
Wahrheit ist nicht immer angenehm. Sie kratzt am Lack der Illusionen, an denen wir oft so festhalten. Sie konfrontiert uns mit unseren Ängsten, mit ungeliebten Anteilen in uns – und manchmal auch mit der Erkenntnis, dass wir uns selbst jahrelang belogen haben.
Doch genau darin liegt ihre befreiende Kraft: In dem Moment, in dem wir die Wahrheit anerkennen – sei es über uns selbst, über andere oder über das Leben –, fallen Masken. Wir müssen nichts mehr aufrechterhalten, was längst nicht mehr trägt. Wir können aufhören, Rollen zu spielen, Erwartungen zu erfüllen, die uns nicht entsprechen. Die Wahrheit bringt uns zurück zu dem, was echt ist. Und nur in der Echtheit kann wirkliche Freiheit entstehen.
Freiheit heißt nicht, alles tun zu können. Es heißt vor allem, sich selbst treu zu sein. Nicht mehr zu leben, um zu gefallen. Nicht mehr zu schweigen, wo man reden sollte. Nicht mehr zu kämpfen, wo Loslassen heilsamer wäre. Die Wahrheit führt uns in einen inneren Raum, in dem wir aufhören, gegen uns selbst zu leben.
Doch es braucht Mut, um ihr zu begegnen. Denn sie verlangt Veränderung. Und Veränderung macht Angst. Aber es ist eine heilsame Angst, denn hinter ihr liegt das, was wir alle tief im Inneren suchen: Frieden mit uns selbst. Und nur wer in Frieden mit sich selbst und seiner inneren Wahrheit lebt, kann auch in Frieden mit anderen leben.
Die Wahrheit ist manchmal unbequem – aber sie ist nie unser Feind.
Sie ist der Schlüssel zur Freiheit.
