Donnerstag, 17. November 2022

Sankt Martin


Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind,
sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
sein Mantel deckt ihn warm und gut.

Im Schnee, da saß ein armer Mann,
hat Kleider nicht, hat Lumpen an.
"Oh helft mir doch in meiner Not,
sonst ist der bittre Frost mein Tod."

Sankt Martin zieht die Zügel an,
das Ross steht still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt
den warmen Mantel unverweilt.

Sankt Martin gibt den Halben still,
der Bettler rasch ihm danken will.
Sankt Martin aber ritt in Eil
hinweg mit seinem Mantelteil.

Sankt Martin bald sein Ziel erreicht
und schnell von seinem Rösslein steigt;
ermüdet legt er sich zur Ruh',
die Augen fallen ihm gleich zu.

Im Traum schaut er ein glänzend Licht
und eine milde Stimme spricht:
Hab Dank, du braver Rittersmann,
für das, was du an mir getan!

Sankt Martin ganz verwundert denkt:
Was hab ich heut' denn weggeschenkt?
Ich hatte weder Geld noch Brot
zu lindern eines Armen Not.

Da naht sich wie die Sonne klar,
umringt von einer Engelschar,
mit Martins Mantel angetan,
der Heiland dem erstaunten Mann.

Seht, spricht er zu den Engeln dann,
seht dieser brave Reitersmann
hat heut mit aller Freude mir
geschenkt den halben Mantel hier.

Wer bist du? fragt Sankt Martin schnell,
da wird's in seiner Seele hell.
Er sieht's, es ist der Herr der Welt,
der mit der Hand den Mantel hält.

Und huldvoll schaut er Martin an
und spricht: Was heute du getan
am Bettler, der am Wege saß,
ich nahm's für mich, an mir geschah's.



"Was ihr getan habt
einem von diesen geringsten Brüdern,
das habt ihr mir getan."
(Bibel: Matthäus 25,40)





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