Mittwoch, 23. März 2016

Guter Rat

(Marie Luise Büchner)


Still musst du werden, pochend Herz,
still wie der Stern am Himmelszelt,
wie er, musst unberührt du stehn
vom nicht'gen Treiben dieser Welt.

Still musst du werden wie der Fels,
an dem sich wild die Brandung bricht;
ob auch ein Schifflein dran zerschellt
an seinem Fuß, er fühlt es nicht.

Still musst du werden wie der Schwan,
der lautlos schwimmt den See dahin,
wie einsam er die Flut zerteilt,
musst du des Lebens Kreise ziehn.

So stolz musst stehn du, so allein,
dann wirst du froh und glücklich sein.
Doch ach! du seufzest leise: nein,
nicht froh, nicht glücklich werd' ich sein!

O, ich versteh dich, glühend Herz,
zu heiß liebst du das Leben noch,
trotz seinen Schmerzen, seiner Qual,
trotz seiner Not liebst du es doch.

So schlag in Menschenleid und Lust,
so dulde denn und klage nicht,
sei einsam eher nicht und kalt,
nicht still, als bis der Tod dich bricht!

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