Montag, 20. April 2015

Der Blumen Leid

(Mathilde Raven)


Die freundliche Maiensonne
lacht in mein Fenster herein:
Ich grüße mit bitteren Tränen
den warmen, goldigen Schein.

Mir ist verschlossen der Frühling,
der Frühling voll Glanz und Duft,
voll Nachtigallen und Blüten
und lieblicher, schmeichelnder Luft.

Man bringt der einsamen Kranken
wohl Veilchen, zu Sträußen gereiht.
Die Blumen flüstern und trösten:
"Wir tragen wie Du das Leid!

Auch uns nahm man Frühling und Sonne
und brach uns grausam das Herz;
noch blühn wir und duften ein Weilchen,
dann sterben wir alle vor Schmerz."

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