Mittwoch, 11. März 2015

Was ich möchte

(Mathilde Raven)


Die erste Lerche möcht' ich sein,
die jubelnd sich zum Himmel schwingt,
und die ihr Lied so süß und rein
ins Ohr dir und ins Herze singt,
dass dein Gemüt aus trüben Träumen
erwacht in ahnungsvoller Lust,
dass Hoffnung, Mut und Freude keimen
in deiner lastbefreiten Brust.

Ich wollt', ich wär' der Morgenwind,
der deine liebe Wange kühlt,
der geht und kommt und, wie ein Kind
mutwillig, dir im Haare wühlt,
der Kräuterduft und Glockenklänge
auf seinen Schwingen zu dir trägt, -
von Blütenblättern eine Menge
zu deinen Füßen niederlegt.

Ich möcht' ein Baum sein, der sich neigt
weit über deines Hauses Dach;
der seine dichten Zweige beugt
zum Schirme gegen Ungemach;
der Sturm und Blitz und Mittagsschwüle
von deines Hauses Frieden scheucht,
und Vogelsänge, Duft und Kühle
frohrauschend dir zur Gabe reicht!