Samstag, 20. Dezember 2014

Trüber Himmel

(Mathilde Raven)


Schon Mittag ist's und immer noch stehn
die Blumen mit Augen voll Tränen,
die sie geweint in der dunkeln Nacht
vor Angst und heimlichem Sehnen.

Sonst hat die Sonne mit freundlichem Mund
die Blumen begrüßet am Morgen,
hat ihnen die Tränen abgeküsst,
gelächelt ob ihrer Sorgen.

Heut' hängt der Himmel mit Wolken dicht,
die bergen der Sonne Schimmer,
drum stehen die Blumen zur Mittagsstund'
mit Tränen im Auge noch immer.

O Blumen, wie neid' ich euch euer Weh,
eure süßen, kindischen Sorgen!
Bald tritt die Sonne lächelnd hervor
aus den Wolken, die sie verborgen;

Dann lohnet doppelte Freud' euer Leid
und doppelte Lieb' euer Sehnen!
Mein Himmel bleibt ewig dunkel und trüb -
wen kümmern denn meine Tränen?!

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