„Geborgenheit ist das leise Gefühl, dass nichts an dir falsch ist.“
Es gibt Wörter, die tragen etwas Unsichtbares in sich. Sie öffnen Räume, obwohl sie nur aus Buchstaben bestehen. Geborgenheit ist so ein Wort. Kein modernes Wort, kein laut gefeierter Wert – aber ein uraltes, menschliches Bedürfnis. Vielleicht sogar das stillste und tiefste aller Geheimnisse des Lebens.
Denn was nützen all unsere Erfolge, wenn wir niemanden haben, bei dem wir loslassen dürfen? Was bedeuten all unsere Träume, wenn wir uns nirgends sicher fühlen – nicht einmal in uns selbst?
Die stille Hülle
Geborgenheit ist wie eine unsichtbare Hülle aus Wärme. Sie legt sich sanft um uns, beruhigt das Gedankenkarussell und macht das Herz weit. Und das, ohne dass sie etwas „tut“.
Sie ist ein Zustand, kein Ziel. Man kann sie nicht machen – man kann sie nur zulassen.
Sie entsteht dort,
wo Blicke weich sind,
Worte sanft,
und Nähe nicht einengt.
Geborgenheit ist kein Ort im geografischen Sinn. Und doch kann sie in einem bestimmten Raum wohnen: einem vertrauten Wohnzimmer, einem Kindheitsgarten, dem Lieblingsbaum, dem Körper eines geliebten Menschen – oder auch in der Stille der eigenen Seele, wenn wir gelernt haben, uns selbst nicht mehr zu verurteilen.
Nicht perfekt, nur echt
Geborgenheit hat nichts mit Perfektion zu tun. Sie braucht keine glänzenden Fassaden, keine unverwundbaren Persönlichkeiten, keine Lebensläufe ohne Brüche. Im Gegenteil: Geborgenheit entsteht oft erst dort, wo Schwäche erlaubt ist, wo Tränen nicht als Scheitern gelten, sondern als Ausdruck eines weichen Herzens.
Sie sagt:
„Du musst gerade gar nichts leisten.
Du musst nicht glänzen.
Du darfst einfach nur da sein.“
Und manchmal ist das genau das, was heilt.
Innere und äußere Geborgenheit
Viele Menschen suchen Geborgenheit im Außen – und das ist völlig legitim - in Beziehungen, Freundschaften, Gemeinschaften. Doch wenn wir sie nur dort suchen, bleiben wir abhängig. Wahre Geborgenheit wird erst dann vollständig, wenn wir auch uns selbst ein Zuhause werden.
Wenn wir mit uns selbst so sprechen, wie wir es von einem liebevollen Menschen erwarten würden. Wenn wir uns erlauben, weich zu sein – auch dann, wenn niemand uns sieht. Wenn wir das Gefühl kultivieren: Ich bin mir selbst ein sicherer Ort.
Dann beginnt die wahre Magie.
Geborgenheit geben – ohne viele Worte
Vielleicht ist eines der schönsten Dinge im Leben, wenn man für jemanden ein solcher Ort sein darf. Ein Mensch, bei dem andere aufatmen. Der zuhört, ohne zu analysieren. Der bleibt, ohne zu bedrängen. Der nicht alles richtig machen muss, um genau richtig zu sein.
Wir können Geborgenheit schenken, durch echtes Zuhören, ein stilles Dasein, ein ehrliches Lächeln oder einfach durch das, was wir nicht tun: Nicht werten, nicht drängen, nicht besser wissen.
Eine zarte, aber große Kraft
Geborgenheit ist nichts für Helden. Sie ist nichts für große Gesten. Aber sie ist vielleicht das, was uns am meisten trägt, wenn alles andere wankt.
Sie macht keine Schlagzeilen, sie verändert nicht die Welt – aber sie verändert uns.
Denn wer sich geborgen fühlt,
braucht keine Masken.
Wer sich geborgen fühlt,
wagt sich mehr ins Leben hinaus.
Und wer anderen Geborgenheit schenkt,
baut leise an einer besseren Welt.
Fragen für deinen Weg:
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Wann hast du dich zuletzt geborgen gefühlt – und was genau hat dieses Gefühl in dir ausgelöst?
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Gibt es Menschen oder Orte, bei denen du innerlich aufatmen kannst?
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Wie könntest du dir selbst mehr Geborgenheit schenken – im Alltag, in der Sprache mit dir selbst, in deinen Gedanken?
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Und wem in deinem Umfeld könntest du heute ein wenig Geborgenheit schenken, vielleicht ohne Worte?
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