Dienstag, 14. Juli 2015

Das Leben ist ein Kampf

(Clara Forrer)


O Welt, mit deinen tausend Schmerzen
schlägst du der Wunden uns so viel!
Noch größer ist im eignen Herzen
der Feind, der uns bezwingen will.

Im ew'gen Kampf mit diesem Leben
verlangt umsonst das Herz nach Rast,
des Geistes stolzes Flügelheben
halt nieder starrer Welten Hast.

Das eigne sündige Verlangen,
die heiße Glut der Leidenschaft,
die Seele halten sie umfangen
und rauben ihr der Schwingen Kraft.

Geängstigt flattert sie und müde,
ein wegverlornes Himmelskind
und sehnsuchtskrank lauscht sie dem Liede
vom Adlerflug durch Sturm und Wind;

vom Gotteslicht, das seine Gluten
in jede Menschenbrust versenkt,
und mit der Liebe reinen Fluten
die kampfesmüde Seele tränkt.

O rüste dich zu stolzem Fluge,
der Ketten Last wirf ab, mein Geist!
Getreulich folg' dem innern Zuge,
der dir die Bahn zum Himmel weist.

Die Welt mit ihren tausend Schmerzen,
sie schlägt der Wunden uns so viel;
doch größer ist im eignen Herzen
der Feind, der uns bezwingen will.

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