Sonntag, 8. März 2015

Ausgelacht

Mir träumt', ich säß' im Frühlingsgarten
und machte ein langes Trauergedicht.
Ich reimte leiden und scheiden und meiden,
und Herzen und Schmerzen und bricht und Pflicht,

Und Tränen und Sehnen, Plagen und Klagen;
meine Tränen die flossen dabei so sacht.
Da hört' ich's plötzlich kichern und lachen. -
Bin ich's, worüber man kichert und lacht?

Die Blumen steckten die Köpfe zusammen,
ganz gegen die feine Lebensart,
der Apfelbaum schüttelte so sich vor Lachen,
dass ich beschneit von Blüten ward.

Die Rosenknospen zischelten spöttisch
und wiesen mit grünen Fingern auf mich.
Die bunten Schmetterlinge betrugen
nicht eben viel manierlicher sich.

Die Pfingstrosen selbst mit den roten Gesichtern,
die reckten die dicken Köpfe voll Hohn,
und nannten, ich habe es deutlich vernommen,
mich eine sonderbare Person.

Da war's mit meiner Geduld zu Ende;
ich sprach, und zog die Stirne kraus:
"Ihr Sommervögel und Bäume und Blumen,
was gibt's? Nur mit der Sprache heraus!"

Die lachten aber toller und toller,
an's Antworten hat nicht einer gedacht.
Ich wurde verdrießlich, nahm meine Verse,
und ging - und - ja, da bin ich erwacht.

Was mag doch dieser Traum wohl bedeuten?
Ich habe mich schon drei Tage bedacht. -
Weiß Niemand von Ihnen, meine Herrn und Damen,
warum die Blumen mich ausgelacht?

(Mathilde Raven)

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