Montag, 10. März 2014

Getrennt

(Johanna Ambrosius)


Ob uns auch Tal und Hügel trennen,
und jeder seine Tränen weint,
und wir uns nicht im Leben kennen -
wir leben dennoch stets vereint.
Es spannt der Geist sich eine Brücke,
darauf wir uns begegnen oft;
will hadern nicht mit dem Geschicke,
das mir nicht gab, was ich erhofft.

Ein Engel flieht von hier nach dorten
und bringt dir meine Grüße zu,
ich weiß, du lauschest seinen Worten,
ach, brächten sie dir süße Ruh'!
Mir ist, wenn ich dein Grüßen fühle,
als wär' ich schon im Paradies,
aus dem die Welt, die harte, kühle,
so hart, so grausam mich verstieß.

Es wölbt sich über uns ein Himmel,
und eine Sonne gibt ihm Licht,
mit zagem Herzen sehn wir immer
in eines Mondes Angesicht.
Der laue Wind streicht unsre Wangen,
als wollt' er Übermittler sein,
er kühlt das sehnende Verlangen -
und wandern müssen wir allein!

Getrennt und doch vereint hienieden,
wir immer uns ins Auge sehn,
doch jeder für des andern Frieden
möcht' gerne wie ein Blatt vergehn.
Nur Mut, bald fällt die schwache Hülle,
die uns hier trennt zu großem Leid,
dann sehn wir uns in Lichtesfülle
im Lande der Unsterblichkeit!

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