Donnerstag, 6. November 2025
When you are ...
72. Geheimnis des Lebens: Besonnenheit
"Besonnenheit ist jene stille Kraft, die uns davor bewahrt, im Eifer des Gefechts das Falsche zu tun."
Sie ist die Schwester der Geduld und die Mutter der Weisheit. In einer Welt, die laut ist, schnell verurteilt und noch schneller handelt, wirkt Besonnenheit fast altmodisch – und doch ist sie kostbarer denn je.
Wer besonnen ist, verliert keine Zeit durch Zögern. Er gewinnt Zeit durch Bewusstsein. Denn Besonnenheit bedeutet nicht Untätigkeit, sondern überlegtes Handeln. Sie schenkt uns die Fähigkeit, zwischen Reiz und Reaktion einen Moment der Klarheit zu schaffen – jenen heiligen Augenblick, in dem wir uns entscheiden, wer wir sein wollen.
Oft sind es gerade die unüberlegten Worte oder impulsiven Handlungen, die Wunden schlagen. Ein besonnener Mensch hört zuerst, bevor er spricht. Er denkt nach, bevor er urteilt. Und er spürt nach, bevor er handelt. Nicht, weil er ängstlich wäre, sondern weil er weiß, dass jedes Wort und jede Tat ein Gewicht trägt, das er verantworten muss.
Besonnenheit wächst dort, wo wir lernen, uns selbst zu beobachten – unsere Gedanken, unsere Gefühle, unsere Beweggründe. Sie ist kein Geschenk des Alters, sondern eine Frucht der inneren Reife.
Wer besonnen lebt, erkennt: Nicht alles verlangt eine Antwort, und nicht jede Herausforderung fordert sofortige Aktion. Manchmal ist das Klügste, erst zu atmen. Denn wer still bleibt, hört, was wirklich gesagt wird.
Und so erinnert uns die Besonnenheit an ein tiefes Geheimnis des Lebens: Wer Besonnenheit wagt, spürt, welche Wege sich erst im Stillen offenbaren.