Freitag, 5. Dezember 2025

Dienstag, 2. Dezember 2025

Heilige Nacht – Leon Vandersee (Poetic Music)


73. Geheimnis des Lebens: Akzeptanz

„Akzeptanz ist die stille Kunst, mit dem zu leben, was ist – und dennoch aufzublühen.“

Es gibt Momente im Leben, in denen wir uns gegen die Wirklichkeit stemmen wie ein Baum gegen den Sturm. Wir möchten, dass Dinge anders sind, als sie sind. Dass Wege gerade verlaufen würden, die sich im Zickzack verlieren. Dass Menschen sich anders verhalten, als sie es tun. Dass wir selbst stärker, mutiger, klarer oder schneller wären. Und doch ist all das nichts weiter als ein stilles Ringen gegen etwas, das sich unserem Willen entzieht.

Akzeptanz ist das Lebensgeheimnis, das uns einlädt, diesen Kampf zu beenden – nicht aus Resignation, sondern aus innerer Freiheit.

Akzeptanz bedeutet nicht: "Ich gebe auf."

Viele verwechseln Akzeptanz mit Passivität. Doch wahre Akzeptanz ist ein aktiver Akt der Bewusstheit.
Sie bedeutet:

  • Ich sehe die Realität, wie sie ist.

  • Ich erkenne meine Grenzen und die Grenzen anderer.

  • Ich höre auf, mich an das Unveränderliche zu klammern.

  • Ich öffne mich dafür, dass in jedem Ende ein Anfang liegt.

Akzeptanz ist kein Kniefall vor dem Schicksal.
Sie ist ein Aufstehen aus dem inneren Widerstand.

Die heilende Kraft des Annehmens

Erst wenn wir akzeptieren, was war oder ist, können wir beginnen, daraus zu wachsen.
Verdrängte Wahrheiten bleiben schwere Schatten.
Angenommene Wahrheiten verwandeln sich in Quellen von Klarheit.

Akzeptanz heilt nicht alles.
Aber sie schafft den Raum, in dem Heilung überhaupt möglich wird.

Auch das Schwere darf angenommen werden

Akzeptanz entfaltet ihre größte Kraft dort, wo wir ihr eigentlich am meisten ausweichen möchten:
in Krisen, Krankheiten, Verlusten und Schicksalsschlägen.

Es ist ein zutiefst menschlicher Impuls, zu fragen:
„Warum ich?“
„Warum jetzt?“
„Warum so?“

Doch gerade in schweren Zeiten zeigt sich, wie befreiend Akzeptanz wirklich sein kann.
Sie nimmt dem Schmerz nicht seine Existenz, aber sie nimmt ihm die Macht, uns zu zerreißen.
Sie macht uns würdevoll, weil wir uns nicht länger gegen das stemmen müssen, was schon Realität ist.

Schwere Situationen anzunehmen bedeutet nicht, sie gutzuheißen.
Es heißt vielmehr, einen inneren Ort zu schaffen, an dem wir Stärke sammeln dürfen – ganz still, ganz echt, ganz menschlich.

Akzeptanz schafft Handlungskraft

Wer akzeptiert, bleibt nicht stehen.
Er verschwendet keine Energie mehr mit „Warum?“ oder „Warum ich?“.
Stattdessen entsteht ein leises, aber kraftvolles „Und jetzt?“.

Aus Akzeptanz wird Entscheidung.
Aus Entscheidung wird Bewegung.
Aus Bewegung wird Veränderung.

Wenn Akzeptanz zur Liebe wird

Wir akzeptieren Menschen nicht, obwohl sie Fehler haben –
wir akzeptieren sie, weil sie Menschen sind.
Wir akzeptieren uns selbst nicht, obwohl wir unvollkommen sind –
wir akzeptieren uns, weil wir wachsen dürfen.

Akzeptanz macht das Herz weit.
Sie nimmt nichts weg, aber sie schenkt viel:
Ruhe, Würde, Verständnis, Besonnenheit – und eine Klarheit, die leise, aber unerschütterlich ist.

Das 73. Geheimnis des Lebens erinnert uns daran, dass Freiheit dort beginnt, wo wir die Wirklichkeit nicht mehr bekämpfen, sondern sie als Ausgangspunkt unseres Weges annehmen.